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Indiegame-Tipp: Prismatic Solid (Review)

11. Juli 2010
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Angst? Keine Sorge, das sieht schlimmer aus, als es ist. Wirklich.

Prismatic Solid ist als horizontal scrollender Shooter angelegt und zugleich das Debut von Yo1 Komori Games. Bei der Dream-Build-Play 2010 hat es immerhin den 2. Platz abgestaubt. Obwohl auf dem Bildschirm gelegentlich ein absoluter Overkill an Feindgeschossen herrscht, ist Prismatic Solid im kein ernsthafter Danmaku-Shooter. Dafür sind die Schutzmöglichkeiten, die dem Spieler an die Hand gegeben werden, viel zu generös. Immerhin eignet sich der Titel so auch für Spieler, die Danmakus ansonsten binnen 2 Minuten nach kurzem, wahnsinnigem Gelächter – ob der höllischen Action auf dem Bildschirm – wieder frustriert aus dem Laufwerk schmeißen. Für schmale 80 Punkte ist der Titel seit dem 3. Juni in der Xbox Live Arcade erhältlich.

Gameplay

Wie das bei Shootern nun mal so ist, steuert man auch hier ein (unnötig hässliches) Raumschiff, hat zudem drei Options (Sidekicks) dabei und kann sich mittels sechs verschiedener Schussvarianten sowie der üblichen Notfall-Smartbomb wehren.

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Der will nur spielen - ein Boss in Aktion. Die Options gebieten dem Hagel problemlosen Einhalt

Die Options erfüllen eine übliche Schildfunktion vor gegnerischen Geschossen. Ihr Defensivpotential lässt sich dabei erhöhen, wenn man die bunten Smarties einsammelt, die Gegner nach ihrem Ableben offenbar aus Ehrfurcht vor dem Spieler hinterlassen. Das ist das zugleich neben den Extraleben alle 30.000 Punkten das einzige Upgradesystem, was im Gameplay enthalten ist. Es gibt also keine Speed-Ups, keine zusätzlichen Smartbombs oder ähnliches. Denn auch die Schussarten stehen jederzeit zur Verfügung und können via Tastern durchgeschaltet werden. Sie setzen sich letztlich aus den üblichen Verdächtigen und leichten Variationen zusammen: Spreadshot, Hommingshot, Focusshot, etc. Jeder Gegner reagiert dabei auf eine bestimmte Art besonders allergisch.

Zudem gehört zu jedem Typ auch eine bestimmte Position der Options. Vereinfacht gesagt bieten die Options bei offensiveren Schussvarianten den geringsten Schutz, vice versa. Die Defensivmöglichkeiten der Options sind, wie eingangs erwähnt, recht mächtig. Wenn man sich für den Snow-Shot (extrem kurze Reichweite, dafür 360°) entscheidet, ist man gegen gegnerische Schüsse nahezu immun.

Was gefällt

Technisch ist das Ding sehr sauber. Da ruckelt nichts und es läuft mit festgezurrten 60 fps, was Pasco freuen wird. Visuell sind die fünf Level recht abwechslungsreich, wobei es teilweise ganz hübsche Partikeleffekte zu bewundern gibt. Vom visuellen Stil her weiß der Titel generell zu gefallen – vor allem der dritte Level mit seinem knalligen, Pop-Look und Psychedelikanleihen hat es mir schwer angetan. Überhaupt ist Prismatic Solid herrlich bunt und visuell erfrischend. Der „Disco-Level“ könnte fast von Q? Entertainment (Lumines, Every Extend Extra) sein.

prismatic solid - disco look

Do you like Disco?

Das Belohnungssystem funktioniert gut: Für Jeden kurzzeitig übermächtig scheinenden Gegner gibt es, wie angerissen, die passende Medizin. Nachdem man sich zweimal gefragt hat, wie man da denn bitte vorbeikommen soll und beim dritten Mal eine Idee hatte, klappt es beim vierten Mal recht gut, beim fünften dann schon problemlos.

Eine Micropuzzle-Einlage gibt’s im vierten Level, wo drehkreuzartige Barrieren am Boden angeschossen werden müssen, damit man sich hindurch manövrieren kann – witzig. Musikalisch gibt’s Techtrance auf die Lauscher, 90ies Style. Der passt ebenso vorzüglich zur Optik, wie auch zur Hochzeit des Shooter-Genres und klingt absolut passabel.

Was nervt

Ausgerechnet das eigene Raumschiff sieht man so ziemlich am schlechtesten von allen Dingen auf dem Bildschirm, was einige überflüssige Bildschirmtode nach sich zieht. Das liegt auch daran, dass die Options in höheren Ausbaustufen mit ihnen neonscheinenden Schutztentakeln zwar ganz schick aussehen, aber auch irritieren.

Schön wäre es auch gewesen, wenn man die Buttons umbelegen könnte. Das Layout ist vorgegeben und auf ein Pad optimiert. Mit einem Arcade Stick ist die Belegung etwas gewöhnungsbedürftig. Nervt, da es kaum etwas gibt, was trivialer umzusetzen ist, als ein benutzerdefinierbares Button-Mapping.

Bei Schuss- wie Gegnermustern sollte man sowohl in der Quantität als auch in der Qualität keine Wunder erwarten. Beides ist streng genommen recht bescheiden – auch die Pattern der Endgegner sind extrem überschaubar. Der Umfang ist mit seinen fünf Leveln nicht gerade riesig und wenn man einmal die Gegner-Schuss-Kombinationen verinnerlicht hat, eilt man in 10 Minuten vom Alpha zum Omega. Zumal einen mit aufgepowerten Options fast ausschließlich die raren Hindernisse am Boden ein Leben kosten.

Ein richtiges Balancing beim Schwierigkeitsgrad gibt es auch nicht so wirklich. Die letzten zwei Level sind easypeasy und insbesondere der finale Endgegner spielerisch ein Scherz. Wenn auch ein ganz witzig präsentierter. Dazu sind die Options in höheren Ausbaustufen schlicht zu mächtig und machen das Spiel zum Selbstläufer. Dazu noch alle 30.000 Punkte ein Extraleben und die Herausforderung sinkt bald auf den Nullpunkt. Würde man die Score-Bedingung für ein Extraleben, wie sonst üblich, exponentiell gestalten, wäre zumindest das „entschärft“.

Finally

Man hat das Gefühl, dass diverse Ideen allein angerissen werden, um zu zeigen, dass man welche hat. Die Ausführung ist oft sehr schlicht und nicht das, was sich daraus machen ließe.

Obermacker des 1. Levels

Gestatten? Der Obermacker des 1. Levels

Spielerisch ist das noch etwas richtungslos: Für einen Denmaku-/Scoreshooter ist das Scoresystem zu rudimentär (es gibt nichtmal Multiplikatoren) und viel zu leicht. Für einen klassisches Shooterpuzzle der Marke R-Type ebenso. Das, was man zur Schau stellt, funktioniert alles recht gut, bleibt aber im Kern eher substanzlos. Der Wiederspielwert ist daher auch nicht gerade herausragend – auch wenn nach dem Abschluss des finalen Levels erneut in Level 1 durchgestartet wird und es da immerhin farblich varriierte, keinesfalls weniger hübsche Hintergründe zu bestaunen gibt. Ansonsten ändert sich beim automatischen New Game+ nichts spürbar. Abgesehen davon, dass mit jedem Durchlauf die Bosse einen weiteren Doppelgänger als Verstärkung mitbringen.

Alles in allem trägt Prismatic Solid ein großes Schild mit sich herum; mir ist es gelungen den Inhalt aus dem japanischen zu übersetzen: „Schaut her, liebe Publisher: Unser Fünf-Mann-Team hat da in sechs Wochen mal eben eine stilistisch beeindruckende und technisch blitzsaubere Shooterdemo gestemmt. Wenn uns jemand vernünftig dafür bezahlt, machen wir auch einen richtigen!“

Bei allem Gemecker darf man nicht vergessen, dass wir von einem Titel reden, der lachhafte 80 Punkte kostet. Und besser lassen sich die kaum anlegen: Es ist stylisch, slick, technisch schick, spielt sich flüssig und klingt auch nicht schlecht. Für die 1-2-3 Stunden Spaß, die man als Shooteraffiner damit haben wird, ist das nicht nur ok, sondern geschenkt. Ergo: Kaufen! Oder zumindest anspielen. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, ob man von diesem Team in Zukunft noch etwas ausgereifteres, größeres zu sehen bekommt. Audiovisuell komplett ist selbst diese vorzüglich spielbare Techdemo schon.

Appendix

Prismatic Solid-Trailer

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